Nora Tschirner –Der geheimnisvolle Star

JUNG, SPONTAN, HUMORVOLL – UND NICHT AUF’S MAUL GEFALLEN

Im deutschen Show-Bizz gibt es Stars, von denen noch richtig viel erwartet wird. Die heute 34-jährige Nora Tschirner (Sternzeichen Zwilling) ist so ein Star. Immer wenn Nora Tschirner etwas Neues macht, überschlägt sich die Presse, spricht vom „Berliner Wirbelwind“, von einer Alleskönnerin, der gute Laune und Lebendigkeit nur so aus jeder Pore sprüht. Das Spektrum ihres künstlerischen Schaffens ist allerdings beeindruckend.

Noch als Mitglied der Theater-AG am Rosa-Luxenburg-Gymnasium in Berlin-Pankow, an dem sie elf Jahre nach der Wende ihr Abi machte, bekam Nora Tschirner eine kleine Fernseh-Rolle in der ZDF-Kinderserie „Achterbahn“. Gleich nach dem Abi im Jahre 2001 ging sie in ein Casting bei MTV Germany und bekam den Moderatoren-Job. Danach: Fernsehrollen, Filme – sowohl Matthias Schweighöfer als auch Till Schweiger holten sie als weibliche Protagonistin.

Doch statt Star-Allüren zu bekommen, machte sie ihr eigenes Ding – sie konzentrierte sich auf Musik mit ihrer Musik-Band „Prag“, sie wagte sich an eine Regie-Arbeit mit einer Dokumentation über äthiopische Frauenschicksale, sie lieh ihre Synchronstimme dem Super-Aktion-Weib Lara Croft im Computerspiel ebenso

wie der selbstbewussten Trickfilm-Königstochter Merida im schottischen Hochland, sie drehte Liebes-Komödien und verdingte sich als Tatort-Kommissarin von Weimar. Bunter kann eine Palette kaum sein.

 

Zugleich achtet die Tochter eines Dokumentarfilmregisseurs und einer Kulturjournalistin nach eigenen Worten „ziemlich bissig“ darauf, dass Persönliches ihre Privatsache bleibt. Zumindest allgemein zugängliche Quellen wissen weder den Namen des Vaters noch das Geschlecht ihres zwei Jahre alten Kindes. Und es gibt von Nora Tschirner nur wenige Interviews. – Kurz, Nora Tschirner ist eine interessante Frau. Im September 2016 kommt die Bambi-Gewinnerin mit „SMS für Dich“ unter der Regie von Karoline Herfurth wieder auf die Leinwand.

Gemeinsam mit den Filmreportern des Ricore Pressebüros in München hat CARPET ROUGE die jüngsten Interviews von Nora Tschirner nach Aussagen durchforstet, die den ebenso hinreißenden wie scheuen Star charakterisieren. Die Fragen und Antworten stammen ungekürzt aus den jüngst den Filmreportern gegebenen Interviews und bilden eine einmalige Interview-Collage.


Fotos: MDR/Wiedermann & Berg Television/Anke Neugebauer, MDR/Andreas Lander, Universal Pictures

Haben Sie sich als Kind zu Weihnachten etwas oft gewünscht, aber nie bekommen?
Nora Tschirner: (antwortet wie aus der Pistole geschossen) Ein Pferd oder einen Hund. Überhaupt Tiere, die einem viel Arbeit machen, die man aber nicht geschenkt bekommt. Eine Barbie habe ich mir auch immer gewünscht und nie bekommen – mit einer politischen Ansage meiner Eltern, die nicht wollten, dass mein Frauenbild so wird. Ich war auch Michael-Jackson-Fan, von dem habe ich aber auch nix bekommen.

Begegnen Sie im wahren Leben schwierigen Situationen lieber mit Humor oder mit Ernst?
Tschirner: Immer mit Humor. Das ist mein kürzester Weg. Wie wenn man Klaustrophobie hat und in einem Raum immer sofort die Notausgänge checkt, würde ich in einer schwierigen Situation immer den kürzesten Weg dahin suchen, meinen Humor wiederzuerlangen. Das schafft Erleichterung. Und hilft einem aus der Passivität. Wenn du deinen Humor wiederfindest, hast du den Kopf wieder über Wasser und kannst agieren. Als ich mir bei „Sternenfänger“ in einer romantischen Szene den kleinen Zeh brach, habe ich noch beim Weinen sofort gelacht, weil ich mir vorgestellt habe, wie lustig das ausgesehen haben muss.

Wie gehen Sie mit Menschen um, die keinen Humor haben?
Tschirner: Freundlich, irritiert und vorsichtig. Es ist eine Daseinsform, die mich ratlos zurücklässt. Manchmal tun mir solche Menschen einfach leid. Also zumindest diejenigen, die dabei irgendwie total unglücklich wirken. Zum Beispiel der Taxifahrer heute war so wahnsinnig unempfänglich für Freundlichkeit und Humor und wirkte dadurch total überfordert vom ganzen Dasein. Da denke ich mir immer, puh, wie erleichternd, dass ich nicht so bin, das muss doch total anstrengend sein. Wenn man nie so einen kleinen Charlie-Chaplin-Moment erlebt oder wenigstens einen kleinen Konfettiregen ab und zu, das klingt für mich schon sehr trist.

Mit den diversen Filmen, der Band inkl. der Tour und allem, dem Tatort am Ende des Jahres und jetzt noch die Synchronstimme des kommenden „Lara Croft“- Spieles – hast du eigentlich noch Zeit für irgendwas anderes als Arbeit? Bist du ein Workaholic?
Tschirner: Im Moment wirkt vielleicht alles etwas dicht gedrängt. Vieles war allerdings auch schon lange vorbereitet. „Girl on an Bicycle“ (deutscher Titel „Liebe und andere Turbulenzen“) haben wir z.B. etwa vor zweieinhalb Jahren gedreht. Und „Lara Croft“ zu synchronisieren brauchte auch nicht viel mehr als eine Woche, da ist in meinem Kalender durchaus noch ein bisschen frei. In Wahrheit haben das Album und die Labelgründung dazu geführt, dass ich jetzt schon ein Jahr nicht mehr gedreht habe. Ich habe Filme abgelehnt, weil wir sonst nicht genug Zeit für „Prag“ gehabt hätten. Man muss schon Räume schaffen, Prioritäten setzen. Workaholic trifft es also nicht.

Dabei hilft es sicher, dass man mit Freunden zusammenarbeitet und Privates so auch neben der Arbeit möglich ist?
Tschirner: Ja, aber das birgt gleichzeitig auch eine Gefahr. Wenn du über eine so lange Zeit jede freie Minute mit den Leuten aus der Band verbringst, kann irgendwann in entscheidenden Momenten der Ausgleich fehlen.

Jetzt kommen wir zu den Männern...
Tschirner: Aha.

Hast du auch festgestellt, dass es da nationale Unterschiede gibt – wie in „Liebe und andere Turbulenzen“ behauptet?
Tschirner: Oh je, jetzt muss ich leider gleich den Winnetou-Kowalski-Witz erzählen, kennst du den?

Nein.
Tschirner: Ne Frau sitzt im Flugzeug und neben ihr so ein Typ. Er sucht Kontakt: ‚Was machen sie so?‘ – Sie: ‚Sexualforscherin‘ – Er: ‚Ja oh, das ist ja hochinteressant‘ – Sie: ‚Ja, ja, ich komme gerade von so einem Kongress und wir haben uns mit diesen Klischees beschäftigt, über das wie und wie gut. Und es ist lustig, denn wir haben herausgefunden, dass viele wirklich Klischees sind, man sagt ja immer die Italiener wären so ausdauernd und die Afroamerikaner wären so wahnsinnig gut gebaut. Wir haben jetzt herausgefunden, das ist eigentlich Käse, denn eigentlich sind die Ureinwohner Amerikas diejenigen, die wirklich ein sehr gutes Ausdauervermögen haben und am besten gebaut sind die Polen. Das sind die neusten Forschungsergebnisse.‘ Dann sagt er: ‚Jetzt hab ich mich noch gar nicht vorgestellt, mein Name ist Winnetou Kowalski‘. So, das ist jetzt der lustige Witz dazu. Aber du meinst das mit den Länderklischees gar nicht in Bezug auf den Sex? Dann zieh ich den Witz zurück. (OK Nora, ist hiermit zurückgenommen, A.d.Red.)

Oder hast du erfahren, welchen Ruf deutsche Männer haben? Das würde mich jetzt persönlich interessieren...
Tschirner: Nicht so einen guten (lacht) – kommt jetzt darauf an, bei wem. Ich glaube, die haben eigentlich einen ganz guten Ruf, gerade in den Traumfrau-Ländern, wie zum Beispiel Portugal, Spanien, Italien. Die finden deutsche Männer oft ganz toll, das Klischee des etwas spröden aber so standfesten und Fels-in-der-Brandung-Typen, der zum Lachen schon mal in den Keller geht. Das ist übrigens das Klischee. Ich persönlich kenne solche Männer natürlich nicht. Auch nicht hier im Raum. Oder so. Aber selbst wenn man so wäre wie das Klischee, kriegt man mit etwas Glück das italienische Topgirl ab.

Fühlst du dich auf High Heels anders, als in Turnschuhen?
Tschirner: Natürlich, du nicht?

Wie fühlst du dich denn am wohlsten?
Tschirner: Phasenabhängig. Damals habe ich mich mit blonden Haaren sehr wohlgefühlt, auch weil es für mich eine totale Befreiung war, mal von dem ‚Nora Tschirner Seitenscheitel in schwarz‘-Klischee wegzukommen, das ich jetzt sehr gerne wiederhabe, aber damals dachte ich‚ echt top, ich höre gar nicht auf zu existieren, obwohl ich jetzt eine ganz andere Haarfarbe habe.‘ Gut, für meine Mutter habe ich vielleicht kurz aufgehört zu existieren (lacht) – also, in sehr liebevoller Weise – aber sie war schon froh, als ich wieder so richtig aussah wie ihr Kind.

Finden Sie Männer in Schottenröcke etwa sexy?
Tschirner: Nicht grundsätzlich, aber wenn Mann das tragen kann und die passenden Männerbeine dazu hat, kann das schon ganz schick sein. Ich muss aber auch gestehen, dass ich privat keinerlei Erfahrungen damit habe. Wahrscheinlich kriege ich einen Lachkrampf, wenn jemand am Ende wirklich so vor mit steht und mir dann vorjammert: ‚Aber du hast doch gesagt...‘

Merida ist ein starkes Mädchen, aber auch rotzfrech! Wie sehr konnten Sie sich mit ihr identifizieren?
Tschirner: Ich konnte mich mit ihr sehr identifizieren. An dem Mädchen gefällt mir alles. Sie zieht einen wahnsinnig an und ich finde sie einfach super, und da ich mich auch super finde, klappte es mit der Identifikation (lacht). Nein, wir wollen mal nicht übertreiben. Aber ich musste im Synchronstudio die ganze Zeit so über sie lachen, aber was uns wohl wirklich verbindet, ist das Fehlen der Obrigkeitshörigkeit.

Ach ja, erzählen Sie mal...
Tschirner: Na ja, nur weil Meridas Mutter die Königin ist, heißt das ja nicht automatisch, dass sie die besseren Argumente hat. Das kam mir schon ein bisschen bekannt vor. Ich war auch immer so, also Respekt ja, aber nur für die Dinge, die es verdienen, und nicht, weil es jemand sagt, der glaubt, er wäre höher gestellt.

Merida hat drei Prinzen zur Auswahl. Wie sieht Ihr Traumprinz aus?
Tschirner: Oh, Gott, das kann man nicht wirklich beantworten. Ich glaube, am besten würde mir noch der Dicke gefallen, den man nicht versteht. Da hätte ich zumindest noch was zum Lachen. Der eitle Typ geht gar nicht und der andere ist ja schon recht weggetreten. Bleibt ja nur der Dicke. Der ist doch ganz süß.

Nun haben Sie in Deutschland schon so viele Filmerfolge gehabt, dass sich Hollywood schon längst gemeldet haben müsste...
Tschirner: Die rufen dauernd an, aber ich habe so viel zu tun, dass ich einfach nicht rangehen kann, ha! Aber wie meinen Sie das jetzt? Glauben Sie wirklich, da kommt ein Anruf – ‚Hallo, hier ist Hollywood?‘

Das nicht, aber wer im eigenen Land Erfolg hat, wird gern mal nach drüben zitiert wie jüngst die schwedische Schauspielerin Noomi Rapace, die durch die „Millenium“-Filme berühmt wurde...
Tschirner: Aber diese Reihe lief ja auch außerhalb von Schweden sehr erfolgreich im Kino. Ich denke, es interessiert in Hollywood niemanden, dass ich in „Keinohrhasen“ dabei war. Ein toller Film, den ich sehr liebe, aber da es eine romantische Komödie ist, würden die Amerikaner wohl eher ein Remake davon drehen. Davon abgesehen, arbeite ich trotzdem international: In England, Italien, Österreich, Frankreich und so weiter.

Wer waren eigentlich die Heldinnen Ihrer Kindheit?
Tschirner: Da ich aus dem Osten komme, waren es natürlich nicht die Disney-Figuren, mit denen ich groß geworden bin. Erst nach der Wende fuhr ich mit meinen Eltern nach Amerika – auch ins Disneyland, was wir natürlich alle beeindruckend fanden. Ich bin mit Lolek und Bolek und mit Pittiplatsch und Schnatterinchen aufgewachsen, aber auch mit Pippi Langstrumpf und Ronja Räubertochter. Mein absoluter Liebling war aber „Momo“ nach Michael Ende, der auch „Die unendliche Geschichte“ geschrieben hat. „Momo“ ist für mich immer noch einer der besten Filme auf der Welt. Sie war die Heldin meiner Kindheit.

Was hat Nora Tschirner für ein Image?
Tschirner: Das weiß ich nicht. Das müsst Ihr Journalisten doch wissen, ich bin jetzt doch nicht für meine Außenwahrnehmung zuständig. Also kleiner Tipp z.B. nicht wie ‚die kindliche Kaiserin‘ ... (lacht).

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