Milan Peschel in Mannheim

SYMPATHISCHE BERLINER SCHNAUZE

Wer zu Milan Peschel recherchiert, stößt auf ein Phänomen. Das World-Wide-Web lässt sich seitenlang über sein künstlerisches Schaffen aus – als Schauspieler und Regisseur, sowohl auf der Bühne als auch auf der Leinwand. Aber über sein Privatleben – kaum ein Wort. Selbst Wikipedia vermeldet nur lapidar: geboren 1968 in Berlin, zwei Kinder – basta. Es folgt eine lange Liste seines Schaffens, den deutschen Filmpreis eingeschlossen. Privat luden Peschel und das CinemaxX Mannheim die Heidelberger Theatertruppe, mit der Peschel aktuell Sternheims „Die Kassette“ inszeniert, in den Film „Der Nanny“ ein. Am Rand traf CARPET ROUGE den sympathischen Typ mit der Berliner Schnauze.

Lassen Sie sich gerne in Schubladen stecken?

Milan Peschel: Ist mir völlig egal, ob Leute mich in Schubladen stecken. Hauptsache man steckt sich nicht selber in ’ne Schublade. Das ist die Hauptsache. Was die anderen Leute denken oder wahrnehmen, das muss einem als Künstler sowieso egal sein.

Sie arbeiten gern und viel mit Matthias Schweighöfer. Wie würden Sie die Qualität dieser künstlerischen Zusammenarbeit beschreiben?

Peschel: Das ist vor allem eine menschliche Qualität, weil wir auch Freunde sind. Und hier kommt wieder der Genuss-Faktor mit ins Spiel. Ich schätze sehr an ihm, dass es ihm wichtig ist, auch Arbeitszeit mit Freunden und mit Familie zu verbringen. Und darüber hinaus hat er sich in den letzten vier Filmen, die wir zusammen gemacht haben, als ein Regisseur erwiesen, der ganz genau weiß, was er möchte, der nicht rum laviert, der auch mal Krisensituationen aushält und eben – wenn nötig – noch ’nen Drehtag dazu packt. Das heißt, er weiß, was er möchte und was er nicht möchte.

Foto: Herbert W. Rabl

In Interviews mit Ihnen spielt das Thema Genuss gerne eine große Rolle. Wie kriegen Sie ihren 14-Stunden-Tag und Lebensgenuss unter einen Hut?

Peschel: Man muss sich die Arbeiten so aussuchen, dass es Genuss gibt. Ich bin in der glücklichen Lage, mir die Arbeiten aussuchen zu können, die ich gerne mache. Die Arbeit ist für mich Genuss, zum Beispiel jetzt auch die Arbeit in Heidelberg am Theater.

Der deutsche Film macht viel mehr Tragikkomödien als Action oder Blockbuster. Könnte aus Ihrer Sicht der deutsche Film neue Potenziale erschließen und wenn ja, wie und welche?

Peschel: Das größte Potenzial, das im deutschen Film schlummert, ist die Vermählung von Arthouse auf der einen und Blockbuster, Romantic Comedy und Kommerz-Kino auf der anderen Seite. Die beiden Genres grenzen sich sehr voneinander ab. Vor allem das Arthouse grenzt sich sehr von den Komödien ab. Das find ich sehr schade, denn wir haben auf beiden Seiten sehr kreative Kräfte. U und E wird in Deutschland ja so gerne getrennt. In Frankreich werden Filme gemacht, die Vieles miteinander verbinden. Da schlummert, glaube ich, das große Potenzial.

Mit eigenen Worten, wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Peschel: Ich bin immer irgendwas Optimistisches. Mal ein optimistischer Melancholiker, mal ein optimistischer Pessimist, aber ich bin nie irgendwas Pessimistisches. Ich versuche immer, den Dingen positiv und neugierig gegenüber zu bleiben.

Die Fragen stellte Herbert W. Rabl.

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